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AUGEN AUF | No12 | TRUMAN SHOW


Sein Name ist Truman, und er weiß von nichts. Dieser Artikel reflektiert den Prozess der Bewusstseinserwachen, mithilfe des Jim Carrey Klassikers.



WER oder was ist die truman-show?

Die Truman Show ist seit beinahe dreißig Jahren ein TV-Klassiker auf der ganzen Welt. Seit seiner Geburt ist Truman Burbank (Jim Carrey) der Hauptdarsteller der Serie – ohne es überhaupt zu wissen. Produzent Christof (Ed Harris) entwarf eine künstliche Welt, genannt Seahaven, in der Truman von über 5.000 Kameras 24 Stunden am Tag bei fast jeder Kleinigkeit beobachtet wird.

 

Um die Fassade nicht zum Einstürzen zu bringen, sind seine Frau, Freunde und Verwandte allesamt Schauspieler. In Folge 10.909 kommt es jedoch zu diversen versehentlichen Vorfällen die Truman misstrauisch werden lassen. Obwohl Schauspieler und Produzenten alles daran setzen Truman wieder in Zaum zu halten, lässt sich dieser nicht davon abhalten nach Ungereimtheiten zu forschen. Sein Streben nach einer echten Welt wird immer stärker, er plant seinen Ausbruch.


Die Truman Show und das Bewusstseinserwachen

Die Truman Show  vom Regisseur Peter Weir aus dem Jahr 1998 feiert dieses Jahr ihren 20. Geburtstag. Nach wie vor ist dieser Film pädagogisch sehr wertvoll, da er philosophische und psychologische Themen vermittelt. Dadurch, dass Kommunikationsmedien und Symbole verwendet werden, reflektiert dieser Kinostreifen auf sehr eindeutige Weise einen so komplizierten Prozess wie das Bewusstseinserwachen. 


Erkenntnis und Bewusstsein: aus demselben Faden gewebt

Um zu verstehen, was das Bewusstseinserwachen ist, müssen wir zuerst den Unterschied zwischen der Erkenntnis und dem Bewusstsein begreifen. Laut dem Duden ist die Erkenntnis „die durch geistige Verarbeitung von Eindrücken und Erfahrungen gewonnene Einsicht“.  Das Bewusstsein hingegen ist „die Gesamtheit all jener psychischer Vorgänge, durch die sich der Mensch der Außenwelt und seiner selbst bewusst wird“. Deshalb findet das Bewusstseinserwachen statt, wenn der Mensch sich nicht nur seiner selbst bewusst ist, sondern auch dessen, dass es etwas oder jemanden gibt, der mit ihm in Verbindung steht.

 

Das können wir auch als Bewusstwerden der Transzendenz verstehen. In diesem Moment entzündet sich in uns ein Funke, der uns an allem zweifeln lässt, was uns gesagt wurde. Und an diesem Punkt angekommen können wir uns mit dem zufriedengeben, was wir wissen, oder unsere Ängste und Unsicherheiten überwinden, um aus der „Höhle“ herauszukommen.


Das Höhlengleichnis (Platon)

Das Höhlengleichnis (Link zum WCH-ARTIKEL über Platon) wurde vom griechischen Philosophen Platon (427-347 n. Chr.) erschaffen, um das menschliche Wissen zu symbolisieren. Dem Höhlengleichnis zufolge ist der Mensch wie ein Gefangener in einer Höhle, und was er kennt, ist nur eine Reflexion oder der Schatten der Realität. Das Reale ist außerhalb der Höhle, was schwer zu verstehen ist, wenn wir sie noch nie verlassen haben und wir uns daran gewöhnt haben, die Schatten zu sehen und sie zu interpretieren. In diesem Sinne kennen wir die Existenz des Realen nicht; sie macht uns Angst.

 

Was ist unsere Höhle? Unsere Familie oder das Umfeld, in dem wir aufgewachsen sind. Es ist normal, dass uns seit unserer Kindheit eine Reihe von Werten eingeprägt wurden, die von religiösen bis hin zu politischen Werten reichen. Wenn wir in einer Gesellschaft geboren werden, wachsen wir mit verschiedenen Traditionen auf, die uns schließlich eine Identität verleihen. Deshalb fürchten sich viele Menschen vor etwas Neuem: Sie haben Angst, diese Identität zu verlieren.

 

Als menschliche Wesen, die auf der Suche nach Sicherheit sind, neigen wir in gewisser Weise dazu, bekannte Gewohnheiten zu übernehmen, die die Menschen, die wir lieben, haben. Somit bringen uns weder die Gesellschaft, noch unsere Familie bei, „nach außen zu schauen“. Die kritische Denkweise wird nicht gefördert. Nur wenige Kinder haben ein Umfeld, das ihnen beibringt, zu analysieren, zu vergleichen und sich eine eigene Meinung zu bilden sowie sich ihrer selbst bewusst zu sein.


Das Bewusstseinserwachen bei Truman

Der Protagonist dieses Films, Truman, ist ein Mann, der in seinem Leben nichts selbst entscheiden konnte. Seit seiner Geburt ist er der Hauptdarsteller einer Fernsehsendung und alle Entscheidungen, die er trifft – eine Freundin zu haben, zu heiraten, ein Haus zu kaufen, zu arbeiten usw. – werden nicht von ihm gefällt, sondern von den Produzenten der Serie. Sie vergleichen ihn mit einem Gott.

 

Truman lebt unter einer riesigen Kuppel in einer eigens dafür aufgebauten Kleinstadt, ist glücklich und blind für alles. Auch wenn er etwas vermutet oder Zweifel hegt, kann er diese Welt nicht verlassen, weil er von Ängsten und Unsicherheiten beherrscht wird, die ihm in der Kindheit eingeflößt wurden, zum Beispiel seine Angst vor dem Meer und das Trauma im Zusammenhang mit seinem Vater. Aber es kommt eine Zeit, in der er seine Zweifel nicht mehr ignorieren kann, weil seine Welt nicht mehr die gleiche ist wie zuvor.

 

In Wahrheit sind wir alle Truman. Die einzige uns bleibende Möglichkeit, authentisch zu sein, ist, dass dieser Funke, dieses Bewusstseinserwachen, in uns aufkommt. Und nur unser Wille hilft uns, die Angst zu überwinden, die in Angesicht des Szenarios, das uns erwartet, entstehen kann.


Nur wer denkt, ist wirklich frei

Wenn in unserem Inneren dieses Bewusstseinserwachen stattfindet, verleiht uns das Energie und wir sind fest entschlossen, aus unserer Komfortzone und unserer Umgebung herauszukommen, angetrieben von dem Gefühl, dass wir die Dinge klarer sehen, wenn wir uns distanzieren. Daraufhin fragen wir uns in unserem Inneren: 

 

Was möchte ich mit meinem Leben anstellen?

Erfüllen mich meine Glaubenssätze noch?

Woran glaube ich und worauf baue ich?

Was ist meine Realität?

 

Unsere Antworten sollten für uns wichtiger sein als die Meinung anderer, da sie perfekt auf uns zugeschnitten sind und nicht auf andere. Wir denken recht schnell, dass wir nicht frei seien, weil wir alle Verantwortungen haben, für unsere Familie, in Bezug auf unser Studium oder unsere Arbeit. Doch in Wahrheit sind wir nur dann wirklich frei, wenn wir denken. Wir können vollkommen frei an etwas denken und uns das vorstellen, was wir möchten, genauso wie wir im nächsten Schritt frei entscheiden können. Auch Truman hat die Möglichkeit, die Realität kennenzulernen.

 

Wenn wir uns mit dem zufriedengeben, was wir immer hatten und was man uns beigebracht hat, verhindern wir eine Entwicklung. Wenn wir allerdings die Angst vor dem Unbekannten besiegen und auf die Suche nach uns selbst gehen, begeben wir uns auf einen Weg, auf dem wir uns eigene Prinzipien, Werte und Glaubenssätze aneignen, die gesünder und authentischer sind und unserem wahren Wesen entsprechen. Kurzum, wenn wir uns selbst bezwingen, werden wir freier sein, und dafür sind immer zwei Zutaten notwendig: ein Erwachen und die Kraft der Überwindung.


ZITAT von Virginia Woolf

 

 

„Es gibt keine Grenze, kein Schloss und auch keinen Riegel,

den du der Freiheit meines Geistes aufzwingen kannst.“

 



Hintergrund & Infos zu Die Truman Show

Die Tragikomödie aus dem Jahr 1998 war der Durchbruch für Jim Carrey als ernstzunehmender Schauspieler. Für seine Rolle wurde der damals nur als Komiker bekannte Kanadier mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Die Truman Show wurde von den Kritikern in den höchsten Tönen gelobt und für drei Oscars nominiert. Besonders hervorgehoben wurden die gelungene Balance zwischen Drama und Komödie, das intelligente und beinahe prophetische Drehbuch, sowie die einfühlsame Regie. Bevor Peter Weir (Der Club der toten Dichter, Master & Commander – Bis ans Ende der Welt) den Film übernahm, waren u.a. Sam Raimi, Brian De Palmaund Tim Burton im Gespräch für den Regiestuhl.

 

Dennis Hopper, der den Produzenten Christof spielen sollte, verließ die Produktion nach dem ersten Drehtag. Ed Harris, ein Last-Minute-Ersatz, gewann später für die Rolle den Golden Globe. Autor Andrew Niccol schrieb das Drehbuch über zwanzig Mal um, da Weir die Geschichte weniger düster anlegen wollte.

 

Mit Charakterdarstellern wie Laura Linney, Noah Emmerich und Paul Giamatti ist Die Truman Show auch in den kleinsten Nebenrollen exzellent besetzt.


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