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THEMATisch | No45 | PHILOSOPHISCHE ETHIK & MORAL IM ALLTAG?


Soundtrack zum Artikel


 

"Ich kann niemandem etwas lehren.

Ich kann sie nur zum Denken bringen."

Sokrates.

 



PHILOSOPHIE IM ALLTAG?

Philosophie im Alltag?! Die Philosophie ist in unserem Alltag wichtiger denn je, denn sie zeigt uns ethisch und moralische Wege auf, um uns zu besseren Menschen zu entwickeln.

 

Die Philosophie beschäftigt sich unter anderem mit der Ethik und Moral des menschlichen Handelns und lädt uns zur Reflexion ein. In unserer leistungsorientierten Gesellschaft bezweifeln viele ihre Nützlichkeit und werten sie ab. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass uns die Erkenntnis über den Sinn des Lebens, der Welt und unsere Aufgaben bereichert und zu besseren Menschen macht. Philosophie ist keine weltfremde Disziplin, vielmehr handelt es sich um eine Denkschule, die uns im Alltag hilft, ethische oder moralische Fragen zu beantworten, faire Entscheidungen zu treffen oder tieferes Verständnis über das Verhalten unserer Mitmenschen zu erlangen.  



PHILOSOPHIEREN WIR....

 

Philosophie und Grenzsituationen

Wir alle müssen uns immer wieder Problemen und Herausforderungen stellen, die Ängste oder Verzweiflung auslösen können. In diesen Situationen benötigen wir Werkzeuge, um Lösungen zu finden, die moralisch und ethisch korrekt sind. Die Philosophie regt uns zu kritischem Denken an, das uns durch die Beantwortung von Fragen hilft, Entscheidungen zu treffen.

 

Die Fragen stehen im Mittelpunkt, denn sie helfen uns, neue Perspektiven zu finden, um unsere Probleme auf kreative Art lösen zu können. Philosophische Fragen geben zwar keine Antwort, aber sie können Teil der Lösung sein.

 

 

Argumentation und Wissen

Das Argumentieren gehört in der Philosophie zu den Hauptthemen. Diese Disziplin lehrt, Urteile zu fällen und schlüssige, logische Argumente zu entwickeln. Wir können uns so eine individuelle Meinung bilden und uns für oder gegen bestimmte Vorgehensweisen, Verhaltensmuster, Fragen oder Entscheidungen aussprechen. Im Dialog mit anderen Menschen sind wir durch gute Argumentation in der Lage, unsere Ansichten durchsetzungsstark zu präsentieren und auch andere davon zu überzeugen.

 

Die Kunst der Argumentation ermöglicht es uns im Alltag, Widersprüche zu finden, konstruktive Kritik zu üben und auf falsche, unethische oder unmoralische Informationen zu reagieren. Wenn wir uns die Theorie zur Gewohnheit machen, können wir die Philosophie in die Praxis umsetzen. Dies hilft uns, eine Denkkultur zu entwickeln, über unsere Lebensweise zu reflektieren und nach unseren Prinzipien zu handeln. Sokrates ist der bekannteste (jedoch nicht der einzige) klassische Befürworter der täglichen Praxis des Argumentierens. Durch den Dialog können wir Neues lernen, unsere Überzeugungen und Ansichten überprüfen und Veränderungen erzielen.

 

 

Die stoische Philosophie im Alltag

Im Alltag erleben wir immer wieder Traurigkeit, Wut, Unruhe, Schmerz und Ängste, die unser Leben beeinflussen. Die Philosophie der Stoiker hilft uns, Lösungen und neue Sichtweisen zu finden, um mit diesen Emotionen besser umzugehen. Der Stoizismus lehrt uns, dass wir manche Realitäten, die wir nicht verändern können, akzeptieren müssen. Es liegt jedoch an uns selbst, eine positive Einstellung zu entwickeln, um diese Situationen zu bewältigen.

 

Es gibt Elemente, über die wir keine (vollständige) Kontrolle haben, beispielsweise unsere Vergangenheit, unsere Eltern, Krankheiten oder Tod… Wir können jedoch lernen, unsere Gedanken, Glaubenssätze und Überzeugungen zu kontrollieren. So können wir äußere, nicht veränderbare Umstände akzeptieren und das Beste daraus machen. Der Stoizismus lädt uns ein, uns auf unsere Innenwelt, auf unser Selbst zu konzentrieren und daran zu arbeiten.

 

 

“Es gibt nämlich wirklich ein Heilmittel für die Seele: die Philosophie.

Ihre Hilfe ist nicht außerhalb der eigenen Person zu suchen,

wie bei körperlichen Krankheiten, sondern wir müssen uns mit aller Kraft bemühen, uns selbst heilen zu können.”

Cicero

 

 

Die Worte Ciceros erinnern uns daran, dass uns die Philosophie hilft, uns selbst zu heilen. Indem wir unsere Gedanken und Überzeugungen analysieren, können wir uns bewusst machen, welche Fehler wir im Alltag machen, wie wir unser Leben verbessern und unsere Ziele erreichen können. Wir haben die Fähigkeit, irrationale Überzeugungen zu ändern und den Sinn in unserem Leben neu zu definieren.

 

Die Philosophie ist ein Weg, uns selbst zu analysieren und Veränderungen an uns selbst und in unserem Leben vorzunehmen.

 

 

Erstaunen im Alltag

Die Geschwindigkeit, mit der Veränderungen um uns herum stattfinden, lässt uns wenig Raum zum Nachdenken. Eine der Hauptmotivationen der Philosophie besteht also darin, uns zum Innehalten zu ermutigen und uns zu bestärken, wenn wir dies tun.

 

Warum müssen wir uns selbst oder unsere Umgebung infrage stellen? Eine gute Antwort ist, dass wir ohne das Hinterfragen unserer Alltagsgedanken und -handlungen kaum Fortschritte machen könnten.

 

Wir sind das Produkt der Transformation der Menschheit, an der wir aktiv teilhaben. Die Philosophie hilft uns, die Realität zu analysieren und zu demontieren, um eine bessere Zukunft zu gestalten. Sie ist in unserem Alltag wichtiger denn je, denn sie zeigt uns ethisch und moralische Wege auf, um uns zu besseren Menschen zu entwickeln. 



Drei große moralische Dilemmata

 

Moralische Dilemmata sind nicht nur eine philosophische Angelegenheit. Tatsächlich können sie nämlich auch im täglichen Leben und für die großen Ereignisse der Menschheit angewendet werden. Lass uns im Folgenden mehr darüber erfahren.

 

Moralische Dilemmata sind paradoxe Situationen, in denen ein Widerspruch der Werte besteht. In diesen Szenarien verursachen die Handlungen eines Individuums immer Schaden. Was wir dabei bewerten sollten, ist, welche Option weniger Schaden verursacht und/oder welche der Alternativen eine größere ethische Kohärenz aufweist.

Eines der bekanntesten moralischen Dilemmata ist das Zug-Dilemma. In dieser prekären Lage fährt ein Zug mit voller Geschwindigkeit. Während der Fahrt merkst du, der Zugführer, dass fünf Personen an die Schienen gebunden sind. Du hast jedoch die Möglichkeit, einen Knopf zu drücken, um die Route des Zuges auf ein Nebengleis abzuändern. Der Haken dabei ist, dass eine weitere Person an die Schienen des Nebengleises gebunden ist.

 

In diesem Fall hängt das Dilemma davon ab, was zu tun ist. Die Debatte dreht sich darum, ob es moralisch besser ist, den Zug seinen Kurs laufen zu lassen und fünf Menschen zu töten oder absichtlich zu entscheiden, die Einzelperson zu töten, die auf dem Nebengleis angebunden ist.  Wenn die Dinge ihren normalen Lauf nehmen würden, würde diese Person nicht sterben. Doch wer auch immer sich dazu entscheiden würde, den Knopf zu drücken, würde den Tod dieser Person verursachen.

 

 

Drei große moralische Dilemmata

Aus dieser hypothetischen Situation ist eine weitere Reihe moralischer Dilemmata hervorgegangen. Die bekanntesten sind der Mann auf der Brücke, die Schleife und der Mann im Garten. Lass uns im Folgenden sehen, worum es bei dem jeweiligen Dilemma geht.

 

1. Der Mann auf der Brücke

„Der Mann auf der Brücke“ ist eines der moralischen Dilemmata, die sich aus dem Zug-Dilemma ergeben haben. Die Situation ist dem Ursprungsdilemma ziemlich ähnlich. Es gibt einen Zug, der auf fünf Personen zusteuert, die an die Gleise gebunden sind. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, ein Gewicht vor den Zug zu werfen und ihn auf diese Weise anzuhalten, bevor er die angebundenen Personen erreicht. Die einzige Möglichkeit ist jedoch die, dass sich ein fettleibiger Mann auf einer Brücke über den Gleisen befindet. Wenn er vor den Zug geworfen würde, könnte er ihn stoppen und verhindern, dass die anderen fünf Menschen ihr Leben verlieren. Was ist die beste Vorgehensweise? Der Unterschied besteht in diesem Fall darin, dass du eine aktive Aufgabe ausführen musst, die das Leben einer Person absichtlich beendet.

 

Die utilitäre Ethik zeigt, dass der entscheidende Faktor die Anzahl der Opfer ist. Dies bedeutet, dass es sich lohnt, ein Leben zu opfern, um fünf Leben zu retten. Die humanistische Ethik weist jedoch auf etwas anderes hin. Der Mann an der Straße macht von seinen Rechten uneingeschränkt Gebrauch. Eines davon ist das Recht zu leben und daher nicht als Mittel zur Rettung anderer zu dienen.

 

 

2. Die Schleife, eines der größten moralischen Dilemmata

Innerhalbe des Rahmens moralischer Dilemmata ähnelt „Die Schleife“ dem ursprünglichen moralischen Dilemma. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass die Nebenstrecke, an der eine Person gefesselt ist, eine Schleife ist. Und diese führt stets zum Ausgangspunkt, dem Hauptgleis mit fünf gefesselten Personen, zurück. In diesem Fall kannst du wieder einen Knopf drücken und den Zug so steuern, dass er auf die Schleife ausweicht. Dort ist ein starker, muskulärer Mann gefesselt, der den Zug anhalten könnte, bevor dieser die anderen fünf Opfer erreicht. Was würdest du tun?

 

Das klassische Zug-Dilemma besagt, dass es nur zwei Wege gibt: den einen oder den anderen. Im Fall der Schleife gibt es eine kleine Änderung, die eine überlegte Entscheidung beinhaltet. Grundsätzlich würde ein Mann bewusst als Hindernis eingesetzt, um fünf Menschen zu retten.

 

 

3. Der Mann im Garten

Das dritte moralische Dilemma, das wir in diesem Artikel erwähnen werden, ist „Der Mann im Garten“. In diesem Fall ist die Situation die gleiche wie im Original. Die einzige Möglichkeit, den Zug umzuleiten, besteht darin, ihn zu entgleisen. Infolgedessen würde der Zug einen Steilhang hinunterrollen und dann in einen Garten fallen, in dem sich ein Mann in seiner Hängematte ausruht. Das heißt, wenn du dich dazu entscheidest, die Entgleisung zu aktivieren, ist die Person, die am Ende sterben würde, eine Person, die nichts mit der Situation zu tun hat und die am Ende das Opfer einer vollständig externen Entscheidung wäre.

 

 

Moralische Dilemmata: Fazit

Der Haken an all diesen moralischen Dilemmata ist der Widerspruch. Du tust entweder einer größeren Anzahl von Menschen etwas Gutes oder ergreifst Maßnahmen, die gegen wesentliche Rechte verstoßen.

 

Eine Studie, die von Guy Kahane von der Universität Oxford in Großbritannien durchgeführt wurde, ergab, dass Menschen, die kein Problem damit haben, jemanden einen schweren Schaden zuzufügen, um andere Menschen zu retten, unsozial sind. Darüber hinaus kamen sie auch zu dem Schluss, dass diese Menschen, im Umgang mit anderen, weniger vorsichtig sind und es ihnen wenig oder gar nichts ausmacht,

wenn sie anderen Schaden zufügen.

 



ARTIKEL-FAZIT:

 

 

Es genügt nicht, gute geistige Anlagen zu besitzen.

Die Hauptsache ist, sie gut anzuwenden.

Rene Descartes.

 

 



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