one day with | BOY GEORGE & MARC VEDO
Ich wurde im April 2011 von Beni gefragt, ob ich Lust hätte an der Streetparade in Zürich, zu Arbeiten. Es ginge dabei um die Künstler-Betreuung, an der grössten Techno-Strassen-Parade der Schweiz, nein, sogar der Welt. Nach kurzer Überlegung und Termincheck sagte ich zu und bekam ein paar Tage später ein Mail von Stephanie, mit einem "Welcome On Bord".
one day with | BOY GEORGE & MARC VEDO | Dies ist die Story von meinem ersten Jahr als Helfer an der Streetparade in Zürich. Von SebastiaN.
Die Tage zuvor war ich ziemlich nervös und wusste nicht wirklich was auf mich zukam. Natürlich bekam ich einen Ablaufplan, aber dennoch war vieles ungewiss. Diese Ungewissheit ging aber eher von meinem Kopf aus, da ich sehr gerne sehr gut vorbereitet bin und im vornerein alles im Kopf durchspiele. So kam ich etwas nervös im Hotel an, wo wir das Day-Meeting hatten. Da waren viele Gesichter und ich kannte nur eines: das von Benjamin. Dieser begrüsste mich freundlich und war mindestens so überrascht wie ich, dass ich in meinem ersten Jahr gleich den Headliner und am Abend die Hauptbühne zur Betreuung bekam. Nach ein paar Minuten und einem Kaffe war das Meeting dann schon vorbei und die Nervosität auch verflogen. Nur noch Pässe und Zutrittsberechtigungen sammeln und versuchen, diese im leichten Streetparade-Handgepäck zu verstauen...
Ich musste noch etwas warten, aber entschied dennoch, verfrüht, um Hotel zu gehen, das um die Ecke war, mitten in der Stadt, aber am Rande der Parade. Als ich im Artist-Pickup-Hotel ankam staunte ich. Da stand Peter am Eingang, mit dem ich ein paar Jahre zuvor ein Festival geleitet habe, wo er als Head of Security mit Schusswaffe im Einsatz war. Nun war er Sicherheitschef des prestigeträchtigen Hotel, wo ich George und Marc abholen sollte. Es war ziemlich einfach in der Vorbereitung, vor allem weil alle Beteiligten gerne professionell arbeiten. Nach kurzer Unterhaltung war alles notwendige geklärt. Also wartete ich am Eingang bis die Entourage runterkam. Gleichzeitig fuhr das Shuttle-Fahrzeug an und ich konnte mich auch mit dem Fahrer kurz absprechen. Wir staunten aber alle, als George mit sechs Leuten und einer Menge Gepäck runterkam. Wir entschieden das Gepäck im Luggage-Room zu deponieren, denn mit Koffern auf ein Lovemobile ist etwas unpraktisch und schwer "händlebar". Als wir im Auto sassen, fuhren wir die Route rückwärts zum Startpunkt der Parade, wo bereits der Bär steppte. Also es hatte sicher auch solche die als Bären verkleidet waren, aber ich meine ca 10`000 feierlustige Menschen. Als wir näher zum Lovemobile kamen hielten uns mehrfach Polizisten und Securities an, denen wir jeweils erklären durften, das wir den Opening-Dj im Auto haben. Als wir ca 40m vom Mobile entfernt waren kamen wir nicht mehr weiter und hielten an. Die Anspannung war gross, bis das sich der Head of Security der Parade kurz zu uns ins Auto setzte. Wir entschieden Boy auf direktem Weg durch eine Gasse von Securities schnellstmöglich auf das Lovemobile zu seiner "Stage" zu bringen.
Als George mit Marc inklusive Entourage auf dem Wagen waren, war der Trubel riesengross. TV Teams, Reporter und eine Menge Fans wollten auf Tuchfühlung mit dem Culture Club Sänger. Security-Schutz und auch die Poletänzerinnen rund um Daniela Baumann (Ex von DJ Bobo) konnten niemanden mehr aufhalten, der auf dem Wagen war... So kam es das jeder plötzlich sehr wichtig war und auf den Wagen musste, denn es reichte nicht, Boy George anzuschauen, "alle" wollten Fotos, Autogramme und ihn berühren. So hatten wir viel zu tun, aber die Lage und die Sicherheit der Gäste jeweils im Griff.
Plötzlich kam George auf mich zu und meinte, er habe sein Handy im Shuttle-Fahrzeug vergessen und ob ich es nicht holen könne. Ja klar!?! Ich ging von Bord und lief die paar Meter zurück zum Auto, das nicht mehr da war. Shit, dachte ich laut! Nach kurzem überlegen in der feiernden Masse, klapperte ich alle Security Guards ab, die rings um das Lovemobile standen mit der Frage ob ihnen ein Handy gegeben wurde. Nichts. Da kam ein freundlicher Zürcher Polizist auf mich zu und fragte mich, ob ich zum DJ gehöre, was ich bejahte. Er gab mir ein Handy mit Ladekabel - "wurde vom Fahrer abgegeben." Puh, ja Danke. Also zurück auf den Wagen und zu George - in der Hoffnung sein Handy zu haben. Er freute sich riesig, umarmte mich und gab mir gleich seine Videokamera in die Hand. Ich solle etwas filmen. Ja klar, ich kann auch noch Filmen.
Zum Glück waren jederzeit genügend professionelle Sicherheitsleute auf dem Wagen, also konnte ich mich noch kurz mit dem Techniker unterhalten und sogar einen mini-Linecheck machen und kurze Informationen zur Anlage und dem vorbereiteten DJ-Gear bekommen. Kurz darauf kam Joel, der Chef der Parade und machte eine kurze Ansage, so dass die Parade nun eröffnet war. Die Leute feierten wild und tanzten völlig losgelöst als die ersten Beats durch die Boxen schallten. Puh, geschafft, dachte ich. Es war heiss auf dem Wagen. Ja, auch wegen den Pole-Tänzerinnen, aber vor allem wegen den Temperaturen. Ah ja Filmen, später kam noch ein Mikrofon - dafür war Ich die Kamera los... Das Mobile fuhr langsam los und wir hatten ca 3h eine Riesengaudi auf dem Wagen.
Dann kamen wir Richtung Abstiegspunkt, dem besetzten Bürkliplatz. Wir mussten durch die Meute “schleichen“, durch die Hintertüre, zurück ins Hotel wo wir Uns freuten, das wir heil angekommen waren. Wir genossen einen Kaffe und schon war das Shuttlefahrzeug zum Flughafen herangebraust und hatte sich rückwärts in den Innenhof gezwängt. Also suchten wir noch das Gepäck zusammen, das wir nicht auf den Wagen mitnehmen wollten und luden es in das bereitstehende Fahrzeug. Die Crew mit George stieg ein und fuhren Schrittempo durch die aufgeheizte Feiermenge, die sich vor dem Hotel eingefunden hatte. Wie im Kino joggten ein paar Securities ein paar Meter neben dem Fahrzeug und als ein Polizei Motorrad vor dem Fahrzeug auftauchte, konnte der Fahrer losbrettern, denn in weniger als 25 Minuten startete sein Jet Richtung XY...
So, das wars dachte ich einen Moment. Alle waren zufrieden und ich schon etwas mitgenommen von dem Trubel. Oh Shit. Zeit fast vergessen. Ich musste gleich weiter zur Hauptbühne, wo ich die Backstagebetreuung übernahm. Also los durch die Menge, in den Backstagebereich, wo ich bereits erwartet wurde. Nach einer kurzer Instruktion „übernahm“ ich den Backstage Bereich und hatte erstmal ein paar Minuten Ruhe. Es lief alles rund und jeder hatte bzw bekam was er brauchte (das komplette LineUp wird hier evtl noch ergänzt).
Es war richtig toll und laaang, danke Streetparade 2011!!! Meine zweite Parade ever und bestimmt nicht die letzte.