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SEE IT CLEAR | No11 | AMYGDALA


Wenn wir es schaffen, alle Erlebnisse gedanklich zu "entschärfen", in dem wir allem positiv begegnen um dadurch zu Lernen - dann wird diese Kooperation mit massig Glücksgefühlen bedankt werden.



Amygdala - und was tut die Da so?

Die Amygdala (Corpus amygdaloideum oder Mandelkern) ist ein Teil des *limbischen Systems im Gehirn. Zusammen mit dem Hippocampus regelt diese Hirnregion emotionale Äußerungen. Vor allem die Entstehung von Angstgefühlen ist im Mandelkern verankert.

 

In vielen Lehrbüchern heißt sie einfach Amygdala – zu Deutsch Mandelkern. Die Bezeichnung Mandelkernkomplex ist jedoch treffender, denn die Amygdala setzt sich aus mehreren Unterkernen zusammen. Im Register vieler Bücher ist die Amygdala nur unter ihrem vollständigen Namen, Corpus amygdaloideum, zu finden. Doch unter welchem Namen auch immer, als Teil des limbischen Systems beeinflusst sie Emotion und Erinnerung in vielfältiger Weise — vor allem, wenn Angst und Wut auftreten, ist sie im Spiel.


WELCHE FUNKTION HAT DIE AMYGDALA?

Die wesentliche Amygdala-Funktion besteht in der Bewertung von Gedächtnisfunktionen wie Erinnerungen mit emotionalen Inhalten.

 

Besonders in der Entstehung der Angst spielt der Mandelkern eine wichtige Rolle: Wenn eine Situation aus der Erfahrung heraus als bedrohlich oder gefährlich eingestuft wird, ändern sich die Informationen, die vom Corpus amygdaloideum an andere Hirnbereiche weitergegeben werden. Dadurch werden zum Beispiel vermehrt die Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter) Acetylcholin, Dopamin, Serotonin und Norepinephrin sowie die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Das signalisiert dem Körper, dass etwas Bedeutungsvolles und potentiell Gefährliches geschieht.

 

Diese Signale werden dann durch die Amygdala mit Erinnerungen abgeglichen. Wenn dieser Abgleich „Gefahr“ signalisiert, entsteht Angst und der Körper reagiert mit vermehrter Achtsamkeit und vielleicht auch mit Fluchtreaktionen. Neben der Angst sind auch andere emotionale Äußerungen wie Wut und Freude, der Sexualtrieb und die Fortpflanzung sowie vegetative Funktionen im Corpus amygdaloideum festgelegt.


amygdala von dj koze


LAGE UND STRUKTUR

Der Mandelkernkomplex liegt im vorderen Teil des Temporallappens, direkt vor dem Schwanz des Nucleus caudatus und dem Unterhorn des Seitenventrikels. Aha. Doch zu dem Komplex gehört auch ein Stück Hirnrinde. Die Amygdala ist also beides: Rinde und Kerngebiet – und eine Übergangszone dazwischen.

 

Gemeinhin wird der Mandelkernkomplex in drei unterschiedliche Gebiete unterteilt: Zum einen die zentromediale Kerngruppe, unter anderem mit den Nuclei centralis und medialis – beides Abkömmlinge des Striatums. Dann der basolaterale Komplex, wobei hier die Kerne Nucleus lateralis, Nucleus basalis – der sich zusätzlich in einen kleinzelligen innenliegenden und einen großzelligen seitlichen Teil aufspaltet – und Nucleus basolateralis zu nennen wären. Und als drittes die cortikale Kerngruppe mit dem Nucleus corticalis.

 

Das klingt komplex und es wird noch komplexer, weil jeder einzelne Amygdala-Kern seine eigenen Neuropeptide und Verschaltungen aufweist. Allerdings kooperieren sie stark miteinander: Zwischen den Kernen verlaufen zahlreiche Nervenfasern mit relativ kurzen Axonen.


Sie ist GUT VERNETZT

Über eine starke Verknüpfung mit dem Hirnstamm beeinflusst der oberflächliche Teil der Amygdala vor allem autonome Funktionen des Körpers – wie Atmung und Kreislauf – und passt sie der jeweiligen Situation an. Dieses Kerngebiet sorgt beispielsweise dafür, dass uns das Herz bis zum Halse klopft, wenn wir Angst haben. Von hier aus zieht zudem ein besonders dickes makroskopisch sichtbares Nervenbündel zum Hypothalamus im Zwischenhirn: die Stria terminalis. Sie kreuzt dabei den Thalamus und erreicht in einem weiten Bogen ihr Ziel. Der Hypothalamus als Zentrale des vegetativen Nervensystems erfährt so, wann er die Adrenalinproduktion in den Nebennieren anregen muss: Die Angst muss ja einen Grund haben, auf den der Körper besser vorbereitet wird. Der US-amerikanische Psychologe und Neurowissenschaftler Joseph LeDoux drückte es so aus: „Sobald man sich in Gefahr befindet, reagiert man schon. Die Evolution denkt für dich.“

 

Nicht zuletzt steht der mediale Kern mit den olfaktorischen Cortexarealen für die Geruchswahrnehmung in Verbindung – ein phylogenetisches Erbe aus der Zeit, als Raubtiere sich über ihre Witterung verrieten.

 

Die basolaterale, phylogenetisch jüngere Kerngruppe hingegen erhält Informationen aus dem posterioren Thalamus – hier geht es um Reflexe — und praktisch allen sensorischen Cortexarealen und damit den fünf Sinnen Riechen, Schmecken, Sehen, Hören, Fühlen. Zu diesen Rindengebieten sendet die basolaterale Kerngruppe auch zurück. Und über den Thalamus zum präfrontalen Cortex Dieser integriert sensorische Signale mit Gedächtnisinhalten und emotionalen Bewertungen und kann im Zweifel über seinen untersten Abschnitt – den orbitofrontalen Cortex – die Aktivität der Amygdala hemmen.

 

Wenn wir plötzlich eine Spinne sehen und uns erschrecken, zucken wir regelrecht zusammen. Verantwortlich ist eine Nervenverbindung zwischen Mandelkernkomplex (z. B. Nucleus centralis und Basalganglien, welche die Amygdala an das motorische System anschließt.

 


STIMULATIONEN UND LÄSIONEN

Reizt man bei Versuchstieren mit einer Elektrode den Mandelkernkomplex, ist die Reaktion davon abhängig, auf welches Gebiet man trifft: Ist es die oberflächliche Kerngruppe, wird das Tier anfangen zu schmatzen, Kau– oder Leckbewegungen machen. Außerdem wird der Speichelfluss angeregt. Reizt die Elektrode hingegen den tiefen Amygdala-Teil, hebt das Tier den Kopf, seine Pupillen weiten sich, es schaut sich aufmerksam um. Bei stärkeren Impulsen wird aus der gesteigerten Aufmerksamkeit Angst oder Wut.

 

Der Mandelkern wirkt vor allem als emotionaler Verstärker. Zu welcher Reaktion eine Stimulierung führt, hängt daher beim Menschen auch davon ab, in welcher Stimmung die Versuchsperson sich zum jeweiligen Zeitpunkt gerade befindet. Probanden berichteten außerdem, bei Reizung erinnerungsähnliche Halluzinationen gehabt zu haben, oder auch eine Déjà-vu-Erfahrung, also das Gefühl, eine Situation schon mal erlebt zu haben.

 

Die Funktion der Amygdala lässt sich am besten verstehen, wenn man betrachtet, was passiert, wenn sie fehlt — beispielsweise bei Affen, bei denen auf beiden Gehirnhälften die Amygdala gezielt zerstört wurde. Als Folge wirken die Tiere insgesamt emotionsloser als früher, vor allem aber fehlt es ihnen an jeglichem aggressiven oder defensiven Verhalten. Die Affen zeigen nicht die Spur von Furcht — auch dann nicht, wenn sie einer echten Gefahr, beispielsweise einer Schlange, begegnen. Dabei nehmen sie den äußeren Reiz der Schlange durchaus wahr, aber ohne Mandelkernkomplex bleibt der entsprechende Schreckreflex aus.

 

Und nicht nur das – ohne Amygdala haben die Tiere auch Schwierigkeiten, emotionale Assoziationen zu lernen, etwa einen bestimmten Gegenstand mit einer Belohnung zu verbinden oder mit einer Strafe. Außerdem suchen sie keinen Kontakt mehr zu anderen Affen und sind daher in der Gruppe bald isoliert.

 

Ganz ähnlich ist es beim Menschen. So beschrieb der britische Psychiater Robin Jacobsen einen Patienten, bei dem der Mandelkernkomplex aus Krankheitsgründen auf beiden Seiten operativ entfernt worden war. Die Person hatte in der Folge Schwierigkeiten, Gesichter zu erkennen und vor allem den Gesichtsausdruck ihres Gegenübers richtig zu deuten. Dadurch war auch das Sozialverhalten des Betroffenen stark gestört.

 

Einen ähnlichen Ausfall verursacht auch das Urbach-Wiethe-Syndrom, eine seltene Erbkrankheit, bei der unter anderem die Amygdala verkalkt. Die Erkrankten sind ebenfalls in ihrem Gefühls– und Sozialleben stark eingeschränkt. Dem Wort „Angst“ können sie keine Bedeutung zuordnen.

 

 

Der Mandelkernkomplex spielt auch eine Rolle für das Gedächtnis, genauer, das emotionale Gedächtnis. Normalerweise können wir uns besser an eine Situation erinnern, wenn starke Gefühle dabei beteiligt waren – besonders Angst oder Furcht. Menschen mit geschädigtem Mandelkernkomplex jedoch zeigen diesen Effekt nicht: Sie erinnern sich an abstoßende, an neutrale und an wohltuende Szenen — etwa in einem Film — gleich gut.



AMYGDALA - ANGST UND PANIKREAKTIONEN

In jeder Situation in der wir uns befinden, gleicht der Mandelkern Informationen ab, die früher schon einmal erlebt wurden. So werden z.B. traumatische Erlebnisse in der Amygdala abgespeichert. Tritt eine ähnliche Situation auf, erkennt sie diese und schlägt "Alarm", indem sie beispielsweise Stresshormone wie Adrenalin oder Noradrenalin austößt. Die Folge sind die entsprechenden emotionale Zustände, wie Trauer, Wut oder auch Agressionen, sowie körperliche, wie Herzrasen, Schwindel oder Übelkeit.

 

Dabei spielt die Vernetzung im Gehirn eine wesentliche Rolle. So ist das sog. rationale Denken fest im Großhirn verankert. Die Meldungen von der Amygdala zum Großhirn sind um ein vielfaches schneller als andersherum. So lernt das Gehirn schneller auf Gefahren zu reagieren, indem der Mandelkern blitzschnell reagiert, noch bevor es zum rationalen denken kommt. Die Stressmeldungen vom Mandelkern zum Gehirn gleichen einer 6-spurigen Autobahn, der Weg vom rationellem denken zurück ist gerade mit einem Feldweg vergleichbar.

 

 

Erst wenn es dem rationalem denken gelingt, die Situation auch gedanklich zu "entschärfen", erreicht dieses auch wiederum die Amygdala, die mit der Beendigung der Hormonausschüttung reagiert. Die Folge ist die Abnahme der emotionalen und körperlichen Reaktionen.

 


AMYGDALA - CHANCEN FÜR DIE ANGSTTHERAPIE

Der Mandelkern lernt immer und laufend hinzu. Dieses ist im Grunde auch der Ansatzpunkt einer Psychotherapie. So lernt sie nicht nur auf Stressereignisse zu reagieren, sondern auch auf Situationen, die wir entspannt erleben. Wenn wir an einem bestimmten Ort eine schöne, entspannte Zeit erlebt haben so ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass wir beim nächsten Besuch dieses Ortes eine gleiche oder ähnliche Entspannung erleben. Die Amygdala hat das empfinden sozusagen abgespeichert. So reicht auch oftmals nur der Gedanke an den Ort, um den emotionalen Zustand wieder zu erreichen.

 

So werden im Laufe einer Angst,- und Paniktherapie auch systematisch "furchteinflößende Situationen" neu aufgegriffen und mit Hilfe von verschiedenen Techniken, neu positiv belegt. Sei es durch Konfrontation und/oder Reaktivierung des rationellen Denkens in den jeweiligen Situationen. 

 

So werden Angstsituationen mit positiven Erlebnissen neu belegt, sodass diese ihre Furcht verlieren (Angst vor der Angst).




* WAS heisst das: Amygdala im Temporallappen des limbischen Systems?

Die Amygdala ist ein paariges Kerngebiet des Gehirns im medialen Teil des jeweiligen Temporal-Lappens. Der Name der Amygdala (fachsprachlicher Plural: Amygdalae) ist nach ihrem Aussehen aus lateinisch Amygdala, dies aus griechisch ἀμυγδάλη, deutsch ‚Mandel(kern)‘, geschöpft und bezeichnet worden. Die Amygdala ist an der Furchtkonditionierung beteiligt und spielt allgemein eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren: Sie verarbeitet externe Impulse und leitet die vegetativen Reaktionen dazu ein. 

 

Der Temporallappen oder Schläfenlappen (lat. Lobus temporalis) ist einer der vier Lappen des Großhirns und macht dessen laterobasalen (seitlich und unten gelegenen) Anteil aus. Sie sind Teil des limbischen Systems.

 

 

Das limbische System ist eine Funktionseinheit des Gehirns, die der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient.

 

Dem limbischen System werden auch intellektuelle Leistungen zugesprochen.  Die Sichtweise, bestimmte Funktionen (wie die Triebe) nur auf das limbische System zu beziehen und als vom Rest des Gehirns funktionell abgegrenzt zu betrachten, gilt heute als veraltet. Andere kortikale und nicht-kortikale Strukturen des Gehirns üben einen enormen Einfluss auf das limbische System aus. Die Entstehung von Emotion und Triebverhalten muss also immer als Zusammenspiel vieler Gehirnanteile gesehen werden und darf nicht dem limbischen System allein zugesprochen werden. Das limbische System ist auch für die Ausschüttung von Endorphinen, also körpereigenen Opioiden, verantwortlich.


QUELLEN: Wikipedia.org, Youtube.com, Huffingtonpost.com und Dasgehirn.info.