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THEMAtisch | No7 | Heilung 2018


Diese Naturheilverfahren solltest du 2018 unbedingt ausprobieren.


Hier ein bisschen ziehen, da die Hand draufhalten und dort ein wenig Öl hinschmieren – Wirkt eh alles nicht? Manchmal ist Gesundheit nicht nur eine Frage des Verstandes, sondern vielmehr eine Frage der Zeit. Dann nämlich, wenn die Schulmedizin um alternative Heilmethoden erweitert werden kann, die wirklich helfen. 

 

Hier findest Du fünf beliebte Heilmethoden und erfährst, für wen sie geeignet sind. 


ANTHROPOSOPHISCHE MEDIZIN

Vor allem Heileurythmie, Medizinische Bäder und Teilkörpermassagen

 

Was ist das?

Wie so viele alternative Heilmethoden versteht die anthroposophische Medizin den Menschen als Einheit aus Körper und Geist. Allerdings haben die meisten Anthroposophen erst eine klassische Medizinerausbildung gemacht und sich dann in den anthroposophischen Lehren fortgebildet. Die Grundidee ist, dass der Organismus sich stets auf einem Kontinuum zwischen Krankheit und Gesundheit bewegt und dass Krankheiten sich entwickeln, wenn es ein inneres (seelisches) Ungleichgewicht gibt. Ziel ist es also, den Menschen selbst zum Umgang mit seinem Körper zu befähigen, sodass er solche Ungleichgewichte früh genug erkennen kann. Deswegen verzichten Anthroposophen lieber auf Medikamente, insbesondere Antibiotika und dergleichen. Stattdessen sollen äußere Einflüsse auf das Innere einwirken, wenn das Innere sich nicht selbst heilen kann.

 

Wie funktioniert es?

Die anthroposophischen Heilmethoden beruhen auf Rhythmus, Bewegung und auf dem Grundgedanken, dass das Wasser im Körper und der Atem gut fließen können müssen. Dafür soll durch rhythmische Bewegungen die Wärme im Körper angeregt werden. Das kann bei den Massagen durch einen geschulten Masseur passieren, bei den Heilbädern durch bestimmte Ölkompositionen oder Wickel oder – bei der Heileurythmie – durch getanzte Bewegungen. Indem der Mensch zu seinem eigenen Rhythmus findet, weckt er seine Selbstheilungskräfte und gelangt so zu einem besseren Selbstbewusstsein und vor allem zurück in seine Balance.

 

Was passiert da?

In Gruppen und auch in Einzeltherapien werden Übungen zur Raum- und Körperwahrnehmung gemacht. Dabei geht es vor allem darum, den Stress aus Kopf und Körper herauszunehmen. Unten verwurzelt und oben in der ganzen Größe – nach diesem Prinzip sind die Übungen der Heileurythmie aufgebaut. Es kann auch zum berühmten „Namen tanzen“ kommen. Denn die Eurythmie ordnet die Bewegungsmöglichkeiten des Menschen nach dem System der Sprache. Jeder Buchstabe – so die Idee – birgt ein anderes Verhältnis von Bewegung und Gegenbewegung.

 

Für wen ist es geeignet?

 

Anthroposophische Heilmethoden eignen sich vor allem für Menschen, die eine ganzheitliche Therapie suchen und dabei keine Angst vor Veränderungen haben. Menschen mit chronischen Beschwerden, mit Schmerzen oder einem Gefühl der Inbalance können hier fündig werden. Wichtig ist es jedoch, sich bei der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte (GAÄ) über geeignete Vertreter des Fachs zu informieren.


 

AYURVEDA

Teilkörpermassagen und Thermotherapien

 

 

Was ist das?

Ayurveda ist eine uralte indische Heilkunde, die sich mit dem Leben als Ganzes auseinandersetzt. Dabei geht man davon aus, dass der Mensch die Kräfte für seine Gesundheit selbst in sich trägt. Sie müssen nur geweckt und in die richtigen Bahnen geleitet werden. Ayurveda wurde bereits vor über 7.000 Jahren im heutigen Indien entwickelt und verbreitete sich von dort aus über die ganze Welt. Die im Westen am häufigsten praktizierten Teile des Ayurveda sind die Teilkörpermassagen und die Thermotherapien.

Bei den Ayurveda-Massagen wird der Körper mit Ölen behandelt. So sollen die Körpergewebe gelockert, geschützt und gesättigt werden und gleichzeitig können Schlackenstoffe, also unnütze Stoffwechselprodukte, ausgeleitet werden. Ziel ist es, schmerzende Regionen zu besänftigen und den gesamten Organismus wieder in sein Gleichgewicht zurückzubringen. Dafür muss sich der Patient allerdings rege beteiligen.

 

Wie funktioniert es?

Um herauszufinden, welche Behandlungen du brauchst, wird dein Körper zunächst analysiert. Man geht davon aus, dass die fünf Elemente Feuer, Erde, Wasser, Luft und Raum das gesamte Leben bestimmen und dass diese Elemente auch in unseren Körpern zusammenspielen. Jeder Mensch ist individuell zusammengestellt, kann aber einem bestimmten Typ zugeordnet werden. Dementsprechend wird die Therapie ausgelegt. Das System muss fachgerecht ausgearbeitet werden. Ayurveda für daheim gibt es also erst für Fortgeschrittene.

 

Was passiert da?

Um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen, müssen die drei sogenannten „Doshas“ wieder austariert werden. Um herauszufinden, woher beispielsweise deine Rückenschmerzen kommen, muss erstmal analysiert werden. Anschließend wirken die Teilkörpermassagen mit Ölen und speziellen Massagegriffen direkt auf die angegriffenen Körperregionen ein. Ähnlich funktioniert es mit den Thermotherapien. Der wichtigste Faktor bleibt aber deine Beteiligung als Patient. Die ayurvedische Heilkunst geht davon aus, dass die Kraft zur Heilung und zum Wohlbefinden in dir selbst liegen.

 

Für wen ist es geeignet?

Ayurveda ist sehr körperlich und zeitaufwendig. Damit es wirklich hilft, musst du bereit sein, etwas in deinem Leben zu verändern. Viele Schmerzpatienten und Menschen mit chronischen Problemen schwören allerdings auf die Kraft der ältesten Heilkunst der Welt. Bei der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda erfährst du mehr über Heilmethoden und anerkannte Praktiker.

 


TRADITIONELLE CHINESISCHE MEDIZIN

Tuina und Qigong

 

 

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) beruht auf fünf Säulen. Wer nach ihnen lebt, kann nach Meinung der alten Gelehrten das Yin und das Yang ins Gleichgewicht bringen. Das ist allerdings keine Nebenbei-Beschäftigung, sondern eine Lebensaufgabe. Die fünf Säulen – Akupunktur, Chinesische Kräuter, Ernährung, Tuina und Qigong – sind jede für sich anspruchsvoll. Deswegen ist es auch wichtig, einen seriösen TCM-Mediziner zu finden. Erste Informationen zu zweien der Säulen – Tuina und Qigong – findest du hier.


 TUINA

Sprich: Tu-hi-nà

 

Was ist das?

Tuina ist der Oberbegriff für die chinesische manuelle Therapie. Sie ist die älteste Therapieform der TCM und wurde entwickelt, um den Kaiser von seinen Leiden zu befreien. Leider war es weder gestattet, ihn anzuschauen, noch ihn zu berühren – und so entwickelten die Gelehrten eine Massagetechnik, bei der auch Tücher auf dem Körper liegen können und kein Blickkontakt entstehen muss. Heute ist Tuina eine Präventionstechnik, die mit Massage, Druck und Reibung arbeitet und vor allem vor Krankheiten schützen soll.

 

Wie funktioniert es?

Bei Tuina wird der Körper als Ganzes verstanden, bestehend aus dem Qi (Geist/Seele) und den sogenannten Meridianen (Körper/Blutgefäße). Der Meridian wird dabei gedacht wie ein Gefäß, in dem das Qi fließt. Es gibt 12 Hauptmeridiane und 8 Sondermeridiane, hinzukommen 12 Muskelleitbahnen. Gesund ist derjenige, dessen Qi ungestört in den Meridianen fließen kann. Das ist das Ziel. Deswegen sollen Blockaden abgebaut und das Qi zum Fließen angeregt werden.

 

Was passiert da?

Während die Akupunktur die Organe behandelt, konzentriert sich Tuina auf den Bewegungsapparat und seine Verknüpfungen mit den psychosomatischen Fähigkeiten. Hierfür wird der Patient zur Diagnose auf Knochen, Muskeln und Meridiane getestet, aber auch auf Geruch, Zunge und Puls. Der Mediziner versucht herauszufinden, ob das Qi schwach, blockiert, falsch herum oder stagnierend fließt. Da es hierfür jede Menge Fachwissen braucht und man ganz schön viel falsch machen kann, ist Tuina nicht für zu Hause geeignet.

 

Für wen ist es geeignet?

Tuina hilft Menschen, die Schmerzen oder chronische Belastungen haben und sich deswegen in ihrem Bewegungsapparat eingeschränkt fühlen. Im Vergleich zu anderen Methoden dauert eine Tuina-Therapie allerdings nicht so lang. Oft ist schon nach wenigen Sitzungen ein Erfolg zu erkennen.


QIGONG

Sprich: Tsi-Gong

 

Was ist das?

Qigong bedeutet übersetzt „Lebensenergie-Übungen“. Ziel ist also die Energie-Vermehrung, oder anders ausgedrückt: Mit Qigong kannst du fit werden. Dabei unterscheidet man in inneres und äußeres Qigong. Die Idee ist auch hier, Blockaden zu entfernen. Das Qi ist wie das Wasser in einem Fluss, das durch Steine im Flussbett ausgebremst wird. Wenn du es schaffst, die Steine aus dem Weg zu räumen, kann der Fluss wieder ungehindert strömen.

 

Wie funktioniert es?

Die Idee ist, dass durch die Kommunikation – innerhalb des Körpers oder des Körpers mit der Umwelt – Energien ausgetauscht werden, die das Qi anregen. Die Energie des Kosmos soll durch die Akupunkturpunkte in deinen Körper gelangen und dort fließen. So kann er sich sozusagen erfrischen. Wenn ein Körper krank ist, kann diese gute Energie sogar übertragen werden. Der Arzt kann durch bestimmte Techniken seine Kraft zu den blockierten Stellen bringen und die Blockaden auflösen.

 

Was passiert da?

Beide Arten, inneres und äußeres Qigong, sollte man am besten täglich und etwa eine Stunde lang praktizieren. Dabei ist die Atmung der entscheidende Faktor. Beim Qigong lernst du verschiedene Atemtechniken.

Beim inneren Qigong bildest du eine Art Statue und bleibst über eine Stunde hinweg in einer Position. Wenn überhaupt, veränderst du in dieser Zeit nur minimal etwas an deiner Fingerposition. Beim äußeren Qigong vollführst du mit deinem Körper fließende Bewegungen in einer Art Dauerschleife. Es ist wie ein Tanz, den du ununterbrochen vollführst. Damit regst du das Qi in dir und das aus der Umwelt dazu an, verstärkt in dir zu fließen und zu dem von dir gewünschten Meridian zu gelangen. Wenn du die Techniken beherrschst, eignet sich Qigong sehr gut für zu Hause.

 

Für wen ist es geeignet?

Wer Qigong einmal verstanden hat, der kann damit lernen, sich dauerhaft wieder vital und aktiv zu fühlen. Außerdem kann die Technik Schmerzen und Stress deutlich reduzieren.

 


SHIATSU

Übersetzt: Finger-Druck

 

Was ist das?

Shiatsu ist eine japanische Druckpunktmethode, die den Menschen zu sich selbst zurückbringen soll. Das funktioniert durch Berührungen, die durch die Kleidung hindurch entlang der gedachten Meridiane die Selbstheilungskräfte des Menschen aktivieren sollen. Shiatsu ist eine ganzheitliche Therapie, mit der strukturelle Probleme wie Bein-, Knie-, Rücken- oder Menstruationsbeschwerden gelindert werden können. Sie geht aber auch Herzrhythmusstörungen, Schlafstörungen oder Beziehungsproblemen auf den Grund.

 

Wie funktioniert es?

Beim Shiatsu soll der Patient lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, indem er sich selbst wieder spürt – sozusagen in seine innersten Tiefen gelangt. Du bittest also niemanden, dich zu heilen, sondern du fragst nach einer Anleitung zur Selbstheilung. Entscheidend sind dabei die Druckpunkte. Der Druck – die Shiatsu-Behandler sagen dazu „Lehnen“ – soll bis ins Innerste des Organismus gelangen. Die eigentliche Heilkraft liegt aber in der Berührung selbst.

 

Was passiert da?

Ein guter Shiatsu-Behandler empfängt dich in einem einfachen Raum ohne Ablenkungen. Traditionell gibt es keine Musik, Räucherstäbchen oder irgendetwas anderes, das dich ablenken könnte. Schließlich sollst du aus dem Alltag raus und zu dir gelangen. Die Behandlung verbringst du auf einem Futon am Boden liegend und angezogen in Baumwollkleidern. Währenddessen wird nicht geknetet, massiert oder mechanisch wiederholt. Stattdessen werden Energiepunkte durch Streichen oder Lehnen entlang der gedachten Meridianlinien miteinander verknüpft. So sollen ganze Körperpartien mobilisiert und neue Bewegungsabläufe entdeckt werden. Shiatsu leitet dich von außen dazu an, innerlich ruhig und still zu werden. Die Berührungen sind dabei heilsam und machen glücklich.

 

Für wen ist es geeignet?

Shiatsu ist gut für Menschen, die sich als „austherapiert“ wahrnehmen. Also solche, die unter Beschwerden, Schmerzen, chronischen Entzündungen leiden oder eine tiefgreifende Krankheitsgeschichte hinter sich haben, denen aber die Schuldmedizin nicht mehr weiterhelfen kann. Shiatsu hilft, wieder ein inneres Gleichgewicht herzustellen – es kann aber auch präventiv angewandt werden. Einen guten Shiatsu-Leiter findest du beim Europäischen Shiatsu-Institut (ESI).


FELDENKREIS

Benannt nach dem israelischen Physiker Moshé Feldenkrais.

 

Was ist das?

Feldenkrais ist eine somatische Lernmethode, bei der du lernst, deine Bewegungsabläufe bewusst wahrzunehmen und sie dadurch einfacher, leichter und zweckmäßiger zu organisieren. Das Konzept wurde in den 1950ern von einem Judoka gegründet. Moshé Feldenkrais ging davon aus, dass das Entwicklungspotential in jedem Menschen enorm groß ist, man müsste es nur achtsam genug fördern. So könnten Menschen einen fehlerfreundlichen Umgang mit sich erlernen und ihr Selbst-Bewusstsein stärken. Also: Welche Bewegung passt gerade, welche eher nicht? Wie viel Kraft ist erforderlich? Wie geht es am einfachsten? So sollen Leistungsdruck und Kraft minimiert werden. Stattdessen lernst du, auf deinen Körper zu hören.

 

Wie funktioniert es?

Die Idee ist, dass wir uns als kleine Kinder mühelos und ungehemmt bewegen. Sobald wir aber heranwachsen, beginnen wir, uns an die Umwelt und ihre vermeintlichen Erwartungen anzupassen. Dadurch entstehen unliebsame Verspannungen, die ganz unbemerkt zu Gewohnheiten werden. Deswegen werden viele Feldenkrais-Übungen im Liegen, manchmal auch im Sitzen gemacht. Der Körper soll so zu seinen ursprünglichen Positionen zurückfinden.

Viele Patienten kommen mit Schmerzen, Lähmungen und Einschränkungen aller Art. Sie merken während der Stunden oft, dass es nicht nur um ihren Körper geht, sondern um sie selbst – als Ganzes. Im Laufe der Zeit schaffen es viele von ihnen, auch psychisch stabiler zu werden und so mehr Handlungsspielräume und Freiheiten für sich selbst zu entdecken.

 

Was passiert da?

Eine Einheit dauert etwa 60 bis 75 Minuten und findet oft in der Gruppe statt. Es gibt aber auch Einzelstunden, die dann „Funktionale Integration“ genannt werden und stärker auf deine individuellen Bedürfnisse eingehen können. Die Einheiten beginnen, indem du ruhig am Boden liegst und vor allem erstmal spürst: Wie fühlt sich dein Körper gerade an? Wie ist der Kontakt zum Boden? Wie die Atmung? Dann gibt der Übungsleiter Anweisungen und erklärt, was im Körper passiert. Es wird zwar relativ viel gesprochen, aber alles passiert in langsamem Tempo, die Bewegungen sind klein. So kannst du Bewegungsabläufe richtiggehend neu entdecken. Am Ende, wenn sie wieder stehen, bemerken viele eine bessere Aufrichtung, wache, aktive Füße, freiere Atmung und eine leichtere Rotation um die eigene Achse.

 

Für wen ist es geeignet?

Feldenkrais ist geeignet zur Stressreduktion, zur Burnout-Prophylaxe und für Menschen, die sich selbst entfalten wollen. Es kann Schmerzen, Lähmungen und Blockaden lösen. Wichtig ist, einen Übungsleiter zu suchen, der auch Mitglied im Feldenkrais Verband Deutschland (FVD) ist, denn nur dann hat er oder sie auch eine qualifizierte Ausbildung bekommen.